An diesem Dienstag ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Darf man zu diesem Anlass auch über Gewalt an Männern informieren? Die SPD Hilden ist dagegen – und stößt auf Widerspruch beim SKFM Monheim. Der verteidigt seinen Info-Stand in der Itterstadt vom vorigen Samstag.
Die beiden sind sich nicht grün hinsichtlich der „Orange Days“ – so werden international die Aktionstage rund um den 25. November genannt, die sich gegen Gewalt an Frauen richten. Die beiden, das sind die SPD Hilden auf der einen und der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) Monheim auf der anderen Seite.
Der SKFM aus der Rheingemeinde, spezialisiert auf „Jungen- und Männerberatung“, hat am Samstag in der Fußgängerzone der Itterstadt über „Gewaltschutz für Männer“ informiert, neben dem Stand der Gleichstellungsstelle der Stadt Hilden und des SKFM Mettmann, die regionale Hilfsangebote für weibliche Opfer von Gewalt vorstellten, darunter die anonyme Spurensicherung nach sexuellen Übergriffen.
Dass im Umfeld der Frauenschutz-Tage auch Männerschutz thematisiert wird, passt der Hildener SPD nicht. Im Vorfeld forderte sie in einer Pressemitteilung für die Orange Days einen „exklusiven Fokus“ auf Gewalt gegen Frauen. Dies sei ein strukturelles Problem, das Millionen Frauen betrifft. Um genau darauf aufmerksam zu machen, sei der weltweite Aktionstag am 25. November geschaffen worden. „Es geht hier nicht um eine Konkurrenz von Betroffenheiten – aber dieser Tag hat einen klaren Ursprung und eine klare Botschaft“, erläutert der Hildener SPD-Ratsherr Ben Eisenblätter die Kritik seiner Fraktion. „Wenn wir die Orange Days mit zusätzlichen Themen füllen, verlieren wir die Aufmerksamkeit für die, die sie dringend brauchen“, sagt der Sozialdemokrat und nennt als Beispiel Frauen, die auf Frauenhäuser angewiesen sind.
Und der SKFM, wie reagiert er auf die Kritik? Gelassen, betont Caspar Offermann, Geschäftsführer des Monheimer Vereins. Er sei dankbar, dass die Hildener SPD ihm die Gelegenheit gebe, die Männerarbeit seiner Organisation ins rechte Licht zu rücken. „Wir bieten eine pro-feministische Männerberatung“, sagt der 43-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. „Schutz von Frauen vor Gewalt und Gewaltschutz-Beratung für Männer gehören zusammen, wir möchten alle dasselbe“, unterstreicht Offermann. „Der beste Schutz für Frauen ist eine gewaltfreie Gesellschaft.“
SKFM: Männliche Gewaltopfer kein marginales Problem
Aber ist die Monheimer SKFM-Beratung nicht auf Männerschutz fokussiert? Was hat dieses Thema auf Frauenschutz-Tagen zu suchen? Richtig, die Beratung von männlichen Opfern häuslicher Gewalt zähle zu den Tätigkeitsfeldern seines Vereins, sagt Offermann. Und das Problem sei größer, als es manch einer wahrhaben möchte. „Der Anteil der männlichen Opfer liegt nicht etwa im Promille-, sondern im zweistelligen Prozentbereich“, erklärt der Fachmann. Wobei auch die Täter in diesen Fällen zum Teil Männer sind.
Doch diese „relevante Größe von Männern als Opfer von Gewalt in der Partnerschaft“ sei gar nicht der Punkt, sagt Offermann: „Entscheidend ist der breite, offene Ansatz unserer Beratung. Wir machen keine reine Opferarbeit. Vielmehr zielt unsere Beratung ab auf die männliche Identität und die Spannungen, unter denen sie steht. Es geht um Überforderung im Berufs- oder Privatleben und ihre negativen Auswirkungen. Zum Beispiel Suchtproblematik, aber auch Aggression und Gewalt, gegen sich selbst wie gegen andere, oft die Partnerin oder den Partner oder andere Familienangehörige.“ Kurz: Der SKFM versteht sich als Anlaufstelle auch für Männer, die „Schutz“ suchen vor der eigenen Gewalttätigkeit. Noch kürzer: Angesprochen sind auch Männer, die in einer Paarbeziehung der Täter sind oder zu werden drohen.
Einer von 115 Hauptamtlichen macht schwerpunktmäßig Männerberatung
Deshalb verstehe er die Männerberatung auch nicht als Konkurrenz zur Frauenberatung, sondern als Ergänzung, sagt Offermann. Schon allein personell könne das SKFM-Angebot auch gar keine Konkurrenz sein: Von den 115 hauptamtlichen Mitarbeitern in Monheim (neben etwa 60 Ehrenamtlern) kümmere sich gerade einer, Johannes Anderski, schwerpunktmäßig um das Thema. Der studierte Psychologe war auch am Samstag am Stand in Hilden vertreten.
Finanziell wolle der SKFM dem Frauenschutz ebensowenig etwas streitig machen, versichert Offermann: „Unsere Männerberatung wird ausschließlich vom Erzbistum Köln getragen.“ Um die Frauenberatung im Kreis kümmert sich in der Organisation der SKFM Mettmann.
Und noch eines ist dem ausgebildeten Heil- und Erziehungspfleger und studierten Betriebswirt wichtig zu betonen: „Unsere Präsentation in Hilden lief nicht einfach unter dem Label ,Orange Days‘, sondern unter ,Fahne gegen Gewalt’“. Die wurde gehisst am Internationalen Männertag am 19. November und soll über den Frauenschutztag am 25. November hinaus insgesamt zweieinhalb Wochen am Hildener Bürgerhaus (Altes Rathaus) hängen. „Die gemeinsame Info-Aktion am 22. November liegt genau in der Mitte zwischen den beiden Tagen und ist gewissermaßen das verbindende Element“, sagt Offermann.
„Wir wurden gefragt, ob wir teilnehmen wollen“
Im übrigen habe sich der SKFM hierzu nicht aufgedrängt, sondern sei von der Stadt Hilden gebeten worden, dabei zu sein, ergänzt der Geschäftsführer. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte bestätigt dies: „Bei der Fahnenaktion ,Gegen Gewalt‘ als Klammer zwischen Männertag und Orange Days haben wir bewusst die Männerberatung mit berücksichtigt, denn diese trägt im besten Fall ebenfalls zu weniger Gewalt in der Gesellschaft bei“, sagte Kirsten Max am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Zugleich betonte sie: „Das Thema Gewalt gegen Frauen bleibt dabei – allein aufgrund der Dimension des Problems – klar im Vordergrund.“
Ihr gehe es darum, ein Netzwerk zu knüpfen gegen Gewalt, so Kirsten Max. Hierzu war sie auch am Montag unterwegs, um 15.000 Brötchentüten zu verteilen, an Bäckereien in Hilden, aber auch an eine Apotheke, die Tafel und zwei Tankstellen. „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, steht bei der kreisweiten Aktion auf den Papierbeuteln, dazu die Kontakte wichtiger Anlaufstellen zum Schutz von Frauen vor Gewalt.
Quelle: Rheinische Post

Neueste Kommentare